Was ist Qi-Gong?
von Robert Aufinger
Qi-Gong für die Praxis
Die traditionelle chinesische Medizin beschränkt sich nicht nur auf Heilkräuter und Akupunktur, sondern umfasst auch andere therapeutische Praktiken einschließlich der therapeutischen Körperübungen wie Qi-Gong und Massage, die auf eine noch ältere Geschichte zurückblicken können als die Arzneikunde. Darüber gibt es nicht nur viele Aufzeichnungen in der medizinischen Literatur, sondern zahlreiche Praktiken zur Gesundheitspflege wurden auch mündlich überliefert und fanden aufgrund ihrer Einfachheit und Wirksamkeit im „gemeinen“ Volk weite Verbreitung.
Qi-Gong, eine Wissenschaft zum Wohle der Menschheit
Qi-Gong ist seit dem Altertum tradiertes Kleinod der chinesischen Zivilisation. Die Menschen dort haben im Verlauf ihres Kampfes gegen widrige Naturverhältnisse und die eigenengeistigenUnzulänglichkeiten allmählich spezielle eigene Übungen für Körper und Geist herausgebildet, die geeignet sind, die verborgenen Fähigkeiten des Menschen zur Entfaltung zu bringen.
Qi-Gong mobilisiert die eigenen positiven Faktoren, räumt die körpereigenen „Kanäle-frei“, reguliert Energie (Qi) und Blut, harmonisiert die Yin-und Yangkräfte, unterstützt das Korrekte, beseitigt Übel und steigert die Immunkräfte und Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers. Es ist in der Lage, für ein gesundes, langes Leben, für Krankheitsvorsorge und Heilung wichtige medizinische Funktionen auszuüben.
In China gilt medizinisches Qi-Gong seit der Han-Zeit (206 v. Chr. –220 n. Chr.) als eines der vier großen Teilgebieteder Medizin, und ist ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Deshalb sind Qi-Gong –Heilmethoden in China weit verbreitet. Forschungsergebnisse der modernen Qi-Gong Wissenschaft haben gezeigt, dass das, was im Qi-Gong als „Qi“ bezeichnet wird, ein im Kosmos und im menschlichen Körper allgegenwärtiger, Masse besitzender Feinstoff-Strom und ein masseloser Energie-und Informationsstrom von materieller, objektiver Existenz ist.
Qi-Gong lässt sich in zwei große Arten unterteilen:
Erstens: In das Qi-Gong der Ruhe 精工(Jinggong), das vor allem im statischen Zustand stattfindet und den Schwerpunkt legt, auf das Eintreten in den Ruhezustand, Atemregulierung, Bewahrung des Geistes und Pflege des Qi.
Zweitens: In das Qi-Gong der Bewegung 东宫(Donggong), das die Ausbildung des Denkens (Yi) und der Energie (Qi) kombiniert, und das sich durch vielfältige körperliche Übungen und Bewegungsabläufe auszeichnet.
Was ist Qi-Gong?
Qi 气ist das chinesische Wort für Atem, Lebenshauch/Odem, Wasserdampf, Kraft und Energie, die der belebten und unbelebten Natur und dem gesamten Universum innewohnt. Alle Dinge und alles Leben sind Manifestationen des Qi. Gong/Gung oder Kung 功heißt Übung, Pflege, Arbeit.
Vereinfacht ausgedrückt, ist es hoch entwickelte Übungsmethode zur Steigerung der Energie und des Denkens, mit der man sowohl den Energiemechanismus im Körper regulieren kann, als auch die in der Natur vorkommende Feinstmaterie (zusätzlich zur Atemluft) direkt in sich aufnehmen kann.Hieraus lässt sich ersehen, von welch außergewöhnlicher Wichtigkeit das Qi für das menschliche Leben ist.
Qi „Denken“ bedeutet gedankliches Bewusstsein. Dieses zu trainieren heißt in einem Zustand der Entspannung und Ruhe störende Gedanken auszuschalten und sich nur auf bestimmte Vorstellungen zu konzentrieren. Wer diese Methode praktiziert, kann – ganz wie er es wünscht – sein Qi willentlich lenken. Er kann gemäß dem Grundsatz, dass das Qi der Marschall des Blutes ist und dass, wenn Qi fließt auch das Blut fließt, seinen Blutkreislauf fördern.Und er kann somit Gesundheit und Heilung von Krankheiten bewirken.
Das wichtigsten Ziele beim Praktizieren von Qi Gong sind:
- die Vitalkräfte zu stärken und Krankheit(en) zu beseitigen
- der Alterung entgegenzuarbeiten und
- der Gebrechlichkeit vorzubeugen, sowie
- die Lebensspanne auszudehnen und das Leben zu verlängern.
Zudem bewirkt das chinesische Qi Gong –ebenso wie das indische Yoga –eine Erweiterung der geistigen Fähigkeiten. Es kann die Erinnerungskraft des Großhirns stärken, die Beweglichkeit und Genauigkeit des Denkens erhöhen und die Lernleistung bei Jugendlichen steigern.
Vor allem bewirkt es durch verschiedenste mentale und physische Übungen die Regulierung des Geistes und der Mikro-Materie/Energie nach geordneten Prinzipien, um auf eine höhere Stufe geführt zu werden.Nach innen hin wirkt es sich positiv auf die Physiologie, auf Immunkräfte und Rehabilitation nach Erkrankungen aus. Insgesamt bewirkt es eine weitgehende Einheit von Körper und „Seele“, stabilisiert die menschliche Psyche und sorgt dafür, dass Körper und „Seele“ bis ins hohe Alter gesund sind.
Zum Autor:
Robert Aufinger, Jahrgang 1978
- renommierter Dozent und Fachlehrer für Massage an einer Berufsfachschule für Massage und mehreren beruflichen Fort-und Weiterbildungsakademien
- Qi Gong Lehrer
- Meister und Lehrer für Energiearbeit
- TuiNa Therapeut (ÖAT/ÖGA)
- 30 Jahre Kampfkunst/Kampfsporterfahrung
- Träger des 6. Dan Aikijutsu
- Shihan Titel